Auf den ersten Blick sind Buenos Aires Sehenswürdigkeiten schwer auffindbar. Doch wir drangen ins Herz der Stadt, über ihre Viertel anstatt über Monumente.
Buenos Aires ist eine pulsierende Millionenstadt mit tausend Gegensätzen: bestes Fleisch & Veggie-Restaurants, Europaflair in Südamerika, Ruhe-Oasen neben dichtgedrängten Plätzen. Wir fragten uns, ob es überhaupt einen roten Faden gibt und machten uns auf die Suche.
Wo sind Buenos Aires Sehenswürdigkeiten?
„Typische Sehenswürdigkeiten“ können einen guten ersten Überblick geben, man kann sich quasi an ihnen durch die Stadt hangeln. Wir wollten natürlich mehr als nur die Highlights sehen, sie machen ja nicht allein den Flair einer Stadt aus. Aber dennoch wollten wir wissen: Was sollte man unbedingt sehen? Und wir stellten fest, die Sehenswürdigkeiten waren rar in Buenos Aires. Irgendwie fehlten uns Anhaltspunkte und fühlten uns anfangs ein wenig verloren. Doch die Einheimischen empfohlen uns einen Streifzug durch die Viertel von Buenos Aires – und genau das haben wir getan!
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Stadtteil Palermo: hip und bunt
Das Viertel ist voller Leben, hier gibt es Bars und Kneipen, wo man gut feiern kann, alternative Läden mit den trendigsten Modeerscheinungen und viele ausgelassene Menschen. Die Porteños (so nennt man die Bewohner von Buenos Aires) lästern zwar auch ein bisschen darüber, dass das Viertel so übertrieben, fast gewollt hip ist, aber die einheimischen Studenten gehen selbst hin. Denn die ungezwungene Atmosphäre stimmt einfach: Tagsüber in süßen, bunten, sonderbaren Cafés und abends in den belebten Straßen, wo sich eine alternative Bar an die nächste reiht. Und überall zwischendrin: Kunst. Subtil oder unübersehbar. In Palermo findet man jede Menge Streetart.
Wir haben uns wohl in das bunte Viertel verliebt. Hier haben wir Kaffeepausen gemacht, ein paar Bierchen getrunken und noch mehr gegessen, und immer war es trubelig. Als Kontrastprogramm kann man aber auch Ruhe tanken und in ruhige Parks eintauchen, wo viele Familien unterwegs sind. Unser Hostel, das Palermohouse, lag im Herzen des Viertels, und das war genauso wie der Stadtteil selbst: Extrem bunt, flippig, lässig und super günstig.
Stadtteil San Telmo: geschichtsträchtig und beeindruckend
Wirklich schöne Architektur findet ihr im Stadtteil San Telmo. Ich konnte es nicht lassen und musste an jeder Ecke die verschnörkelten Häuser im Kolonialstil fotografieren. Aber dazu hat man in dem Viertel auch Zeit, vor allem in der Defensa, einer Einkaufsstraße, in der man ausgiebig bummeln kann: In urigen Antiquitäten-Läden oder bunten Schmuck-Geschäften. Superschön & echt günstig.
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Starten kann man beim Plaza de Mayo, einem geschichtsträchtigen Platz im Herzen der Stadt: hier wurde Buenos Aires gegründet. Läuft man die Defensa vom Plaza de Mayo runter, stößt man auf einen schönen Park, den Parque Lezama, wo man sich vom ganzen Shoppen „erholen“ kann. ABER: Hier sollte man sich nicht bei Dämmerung oder nachts herumtreiben. Es grenzt an das Viertel La Boca, das abends gemieden werden sollte. Das sagen auch die Einheimischen. Wenn ihr doch genau zu der Zeit mit eurer Kamera, einem blassen Teint und einem Stadtplan in der Hand plötzlich als hilfloser Touri entlarvt werdet, dann haltet Ausschau nach dem 39´er Bus, er fährt direkt zurück in die City und nach Palermo. Vielleicht schafft ihr es eleganter, nicht panisch, zum Bus zu laufen.
Stadtteil Recoleta: entspannend und inspirierend
In diesem Viertel findet man den berühmten La Recoleta Friedhof. Er ist dafür bekannt, dass hier Evita begraben liegt. Mich interessierten aber eher die Mausoleen, denn so einen Friedhof habe ich noch nie gesehen: Durch die hohen Gräber in Form von kleinen prunkvollen Häusern aus Stein wirkt der Friedhof wie eine kleine Stadt. Aber kein Anflug von Grusel-Atmosphäre: Absurderweise grenzen direkt an die hohen Mauern des Friedhofs Hippie-Stände von denen Reggae-Klänge rüberwehen – vielleicht chillen deswegen so viele Katzen hier in der Sonne. Direkt nebenan ist auch das Centro Cultural, ein Kulturzentrum mit inspirierenden Skulpturen, Fotoausstellungen, Theateraufführungen und Konzerten: Ganz schön trubelig, ganz schön eindrucksvoll und ganz, ganz schön!
Stadtteil La Boca: farbenfroh und touristisch
Tagsüber ist La Boca schon ein Schmuckstück, zumindest die berühmten bunten Häuserfronten. Auch wenn das Viertel noch so farbenfroh ist, irgendwie wirkt es trotzdem etwas trostlos. Es ist ein Touri-Viertel, in dem jedes Restaurant um den nächsten Besucher wetteifert. Ständig werden einem Menü-Karten unter die Nase gehalten und die Kellner grinsen um die Wette. Genauso wie die Tangotänzer an jeder Ecke, die für Geld posieren. Es ist etwas traurig, zu sehen, wie die Menschen in diesem Stadtteil um jeden Peso kämpfen.
Stadtteil Puerto Madero: modern und verspiegelt
Puerto Madero fällt ein wenig aus dem Konzept von Buenos Aires raus. Aber wenn man bedenkt, dass das Konzept der Stadt, sich dadurch auszeichnet, dass es keins hat, passt es ja doch wieder rein. Trotzdem ist es hier auffällig anders als im Rest von Buenos Aires. Statt stuckverzierten Häusern ragen hier modernste, verspiegelte Häuser in die Höhe. Visionär und blitzeblank. Erwarten würde man gestriegelte Geschäftsmänner, aber wieder einmal zückt Buenos Aires eine Überraschung aus dem Ärmel: Spaziert man an das Ende des Hafenviertels, an die Flussmündung Rio de la Plata, reihen sich kleine, billige Imbissstände aneinander, wo ölverschmierte Burgerbrater laberige Hamburger an schleimig gegelte Unterhemden-Träger verkaufen. Was für ein Bild. Lecker war´s trotzdem und eine kleine Entschädigung dafür, dass der angrenzende Vogelpark im Reserva Ecologica de Buenos Aires, der unser eigentliches Ziel war, leider zu war (montags immer geschlossen). Dabei wird er von Einheimischen dringlich empfohlen.
Stadtteil Microcentro: trubelig und kommerziell
Ein paar Sehenswürdigkeiten kann man dann doch noch erhaschen, und zwar im geschäftigen Microcentro: 1.) Überquere die Avenida 9 de Julio, die vermeintlich breiteste Straße der Welt (wobei man sich da wohl nicht ganz einig ist), 2.) Dabei erblickst du den Obelisken von Buenos Aires und 3.) die singende Evita am Edificio del Ministerio de Trabajo.
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Drei Sightseeing-Punkte auf einen Schlag! Da hast du dir glatt eine Shopping-Tour in der Avenida Santa Fe verdient, die von der Avenida 9 de Julio abgeht. Shoppen, Shoppen, Shoppen! Das kann man gut im Microcentro. Ich gebe zu, auch wir sind ein wenig dem Shoppingwahn verfallen. Schöne bunte Ohrringe haben es uns angetan. Zwischendurch kann man wieder etwas Kultur schnuppern und an der Avenida Santa Fe 1860 in einer antiken Buchhandlung stöbern. Der Buchladen heißt El Ateneo Gran Splendid und hat eine besondere Atmosphäre, weil hier ehemals ein Theater stand und man es im Innern heute noch sieht.
Die Stadt Tigre: gemächlich und ruhig
Tigre ist kein direktes Viertel von Buenos Aires, sondern eine Stadt, die etwa 40 km von Buenos Aires entfernt ist. Wenn man länger als 2 bis 3 Tage in Buenos Aires bleibt und auch die Umgebung erkunden will, bietet sich ein Ausflug dorthin an – hier kann man ganz gut abschalten und es etwas ruhiger angehen lassen. Erst bringt dich eine gemütliche Bummelbahn hin, die Tran de la Costa (teurer als die Metro, aber nicht so voll und mit mehr Charme) und dann geht´s gemächlich weiter auf dem Boot durch das Flussdelta. Fragt nach dem Lancha Colectiva, einem öffentlichen Boot. Es sind mehr Touristen an Bord als Einheimische, was nicht verwunderlich ist: Die nehmen eher ihr privates Bötchen (es kann auch mal eine kleine Yacht sein), um zu ihren Häusern am Flussufer zu gelangen (die auch mal kleine Villen sein können). Mal fährst du dann vorbei an Luxus-Unterkünften, dann wiederum passierst du ein riesiges, verrostetes Schiff, das dem Untergang geweiht ist.
Und wo ist der rote Faden?
Den haben wir nicht gefunden, aber genau das, war das Spannende an Buenos Aires: Es war eine Reise voller Überraschungen. Und wenn man sich darauf einstellt, dass man die Stadt nicht über typische Sehenswürdigkeiten, sondern am besten über die Stadtteile kennenlernen kann, ist man schon ein wenig vorbereitet. Hilfreich beim Erkunden war der Encounter Reiseführer von Lonely Planet, der gute Tipps für die jeweiligen Viertel hatte. Also, auf ins chaotische Buenos Aires!
Übersicht: Was man über Buenos Aires wissen sollte
- Überraschen lassen: Buenos Aires hinterlässt tausend Eindrücke. Das stresst ein wenig, aber das Turbulente und die Gegensätze der Stadt machen sie so unwiderstehlich.
- Entstressung: Unbedingt einen Kurztrip nach Uruguay machen, hier steht die Zeit still.
- Must-Have: Rucksack vor dem Bauch tragen – kein Trend, ein Diebstahlschutz.
- May-Have: Hier gibt es jede Menge Busse. In Bussos äh Buenos Aires könnte jeder Busfahrer einen Job finden. Unbedingt die SubteCard kaufen. Mehr dazu in den praktischen Tipps.
Adios Amigos, Elisa
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Hi Paul! 2 Wochen waren wir da und hatten das Glück, auch Freunde zu treffen, die dort leben. Das Asado bei deren Familie im Garten war mein Highlight ;) Lieben Gruß Elisa
Das sieht alles sehr gut aus. Ich war schon in Argentinien, aber noch nie in Buenos Aires.
Wie lange wart ihr denn dort?
Was das Essen betrifft, so kann ich mich lediglich noch an ein Rindsteak und natürlich auch an Parrilla erinnern =).
lg, Paul
Oh, wow, schöne Tipps! Danke euch ;) LG Elisa
Das ist wirklich ein ziemlich schöner Überblick dieser doch auf den ersten Blick sehr riesigen und dadurch mitunter verwirrend wirkenden Stadt :D Buenos Aires ist so bunt, vielfältige und spannend, dass man sich auf jeden Fall einige Tage Zeit nehmen sollte, um die Stadt in Ruhe zu erkunden. Wir waren selbst im November 2016 einige Tage dort (Frühling = super Reisezeit, da noch nicht zu heiß, aber warm!) und haben viele tolle Orte entdeckt. Obwohl Argentinien – wie wir feststellen mussten – derzeit leider kein besonders günstiges Reiseland ist, kann man einige davon sogar ganz umsonst besuchen! Freut den Backpacker-Geldbeutel ;) Wir haben unsere Top 20 der kostenlosen Sehenswürdigkeiten daher mal hier festgehalten: https://www.travelbites.de/buenos-aires-20-kostenlose-sehenswuerdigkeiten/ Einiges überschneidet sich mit deinen Tipps, ein paar Dinge fanden wir darüber hinaus noch erwähnenswert :) Viele Grüße und allen, die noch nicht dort gewesen sind, Freude beim Entdecken dieser tollen Stadt wünschen Lisa & Jens von travelbites.de
Hey Talia, das freut mich sehr! Unter „Praktische Tipps“ findest du noch mehr Wissenswertes über Buenos Aires, z.B. auch zum Klima – die beste Reisezeit ist genau jetzt ;) Von Oktober bis Mitte Dezember. Ich war aber im Mai da, wenn drüben der Herbst & Winter anfängt und es war mild und sonnig! Wir sind wunderbar mit Englisch ausgekommen. Die Preise waren für mich okay, mittel würde ich sagen, auf jeden Fall günstiger als in Hamburg (4er Hostelzimmer z.B für ca. 10€ die Nacht). Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen ;)
Lieben Gruß, Elisa
Wow, das sind ja geniale Tipps! Aber wann ist eigentlich die ideale Reisezeit für Buenos Aires, wie ist das Preisniveau in der Stadt und wie weit kommt man da mit Englisch?
LG, Talia