Mein emotionalster Reisemoment

Schöne Reisemomente gibt es viele, aber es gibt doch nur eine Handvoll Situationen, an die man sich wohl sein Leben lang erinnern wird. Von meinem bislang emotionalsten Moment erzähle ich euch heute.

Gerade gestern erst bin ich auf die Blogparade von Geckofootsteps aufmerksam geworden, in der Sabine nach den schönsten Reisemomenten fragt. Die Blogparade endet heute, am 15. April, weshalb ich mich kurzerhand entschlossen habe, spontan meinen wohl emotionalsten Moment auf meinen bisherigen Reisen niederzuschreiben. Denn der war erst letztes Osterwochenende in Budapest und taucht somit hier bei Ferndurst noch gar nicht auf.

Warum gerade dieser Moment?

Ich entscheide mich bewusst dafür, gerade diesen einen Moment aus allen anderen herauszugreifen, weil er so anders war, weil mir für ungefähr 30 Minuten Gänseschauer über den ganzen Körper gejagt hat, ich einen dicken Kloß im Hals hatte und nur mit Mühe die Tränen zurückhalten konnte. Und dabei habe ich die ganze Zeit gelächelt. Kling verrückt oder? Das war es auch, irgendwie.

Mein emotionalster Moment: Ein Ostersamstag in Budapest

Ostern verbrachten wir in Budapest, einer Stadt, die so herrlich widersprüchlich ist, dass sich mal eben so an die Spitze der für mich wunderbarsten europäischen Metropolen katapultiert hat. Sie steht dort oben gleich neben Istanbul, denn beide Ort haben mich sehr überrascht und in ihren Bann gezogen. Welche Viertel, Plätze, Cafés … mir in Budapest am besten gefallen haben, verrate ich euch in den nächsten Tagen in einem neuen Artikel. Jetzt kommen wir erst einmal zu DEM emotionalsten Moment:

Nach einem inspirierenden Nachmittag im jüdischen Viertel in Budapest, spazierten wir durch die mittlerweile schon dunklen Gassen von Pest, ließen uns von den beleuchteten Häusern treiben und freuten uns, in dieser schönen Stadt zu sein. Wir schlenderten ganz gemächlich, bis wir einen leisen Singsang hören. Zuerst dachten wir, es käme aus den Autos, die vor uns an der roten Ampel parkten und die Fenster runtergekurbelt hatten, um die laue Frühlingsluft hineinzulassen. Die Gesänge wurden immer lauter, wir blickten uns um und sahen von weitem die grünen Kuppeln der schloss-artigen St.-Stephans-Basilika, die über den Häusern aufragten. Wir überquerten die Straße und folgten der Musik, die uns zum strahlenden Gebäude führte. Wir erkannten eine Orgel, einen Chor und waren uns jetzt ganz sicher, dass es aus der Kirche kommen musste.

St-Stephans-Basilika Budapest

Doch erst kurz bevor wir bei der riesigen Kirche ankamen, erkannten wir ihn, den Straßenzug. In weißen Gewändern gekleidete Priester schritten bedächtig am Anfang, schwenkten Laternen mit Weihrauch durch die Luft und gaben der Atmosphäre einen mystischen Zauber. Mir stockte der Atem. Hunderte Menschen schlossen sich dem Zug an, bildeten ein Heer, das ganz langsam an mir vorbeizog.

In diesem Augenblick wurde die Musik so laut, dass sie in meine Glieder drang, die Stimmen formten sich zu einem wunderbaren Chor, die Töne der Orgel hüllten sich darum und brachte die ganze Umgebung zum Schwingen. Der Weihrauch drang in meine Nase, die Menschen schritten an mir vorbei, lächelnd, weinend. Jeder von ihnen hatte eine Kerze in der Hand, die Lichter tanzten durch die Nacht. Das Orgelspiel wurde noch ein wenig lauter, melodischer, intensiver. Die Gänsehaut erfasste meinen ganzen Körper, tausend Erinnerungen durchströmten meinen Kopf und gleichzeitig war er ganz leer. Es war schön und erschreckend zugleich. Neben wir weinte eine Frau dicke Tropfen aus lächelnden Augen.

Die Menschenmenge zog in die Kirche. Der Gottesdienst zu Ostern begann. Wir blieben draußen und spürten die knisternde Atmosphäre noch lange in unseren Körpern.

St-Stephans-Basilika Budapest

Ich weiß, Religion ist nicht Jedermanns Sache, doch ich habe diesen Moment nicht mit einer bestimmten Glaubensrichtung in Verbindung gebracht, sondern habe ich mich einfach so erfasst gefühlt, von der puren, friedlichen Schönheit und meinen Gefühlen, die diese Szenerie zutage brachte.

Danke Sabine, dass du diese Idee hattest und ich mich einmal ganz intensiv erinnern konnte.

Was waren die anderen emotionalsten und schönsten Momente auf meinen Reisen?

Ich komm nicht drumherum, kurz auch meine zwei weiteren Sprachlosigkeits-Momente aufzuzählen:

Platz 2: Die Sonnenuntergänge am Khlong Kong Beach von Koh Lanta (Thailand) 

Platz 3: Istanbul! (vor allem während der Gebetszeit in einer der vielen Moscheen)

Ich würde mich freuen, wenn ihr auch eure emotionalsten und schönsten Momente hier in den Kommentaren eintragt.

Lieber Gruß

Sina

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Kategorie Budapest, Gedanken

Hi, ich bin Sina, studierte Journalistin und Medienmanagerin, Träumerin, Yoga-verloved und vor allem eins: ferndurstig. Ich liebe es, ein Land intensiv zu bereisen - und das Glücksgefühl, wenn mich ein Ort voll und ganz in seinen Bann zieht. Lange Zeit blieben Reisen und Schreiben Hobbies. Das ging solange gut, bis ich das erste Mal nach Thailand flog und mich Hals über Kopf ins Land des Lächelns verliebte. 1,5 Jahre später kündigte ich trotz massiver (Sicherheits-)Ängste meinen Job und ging mit meinem Freund auf große Reise. Ohne Rückflugticket. Seitdem hat sich mein Leben stark verändert: Ich habe mich als Autorin selbstständig gemacht, mein erstes Buch veröffentlicht, kultiviere Langsamkeit und versuche, meinen (Existenz-)Ängsten immer weniger Kraft zu geben. Auf Ferndurst nehme ich dich mit auf meine Reisen - und möchte dir den Mut geben, auf dein Herz zu hören und deine Träume zu leben. PS: Seit 2020 bin ich auch Mama.

3 Kommentare

  1. Liebe Tanja,
    danke dir – Istanbul ist fast noch atemberaubender. Oh man oh man, ich war hin und weg nach meinem fünftägigen Besuch! Aber man hat ja auch noch ganz viel Zeit, alle wundervollen Orte dieser Welt zu sehen :) Ich wünsche dir viel Spaß!

    Lieber Gruß
    Sina

  2. Hallo Sina.
    Eine wirklich tolle Geschichte. Ich muss zugeben, ich war von Budapest auch echt begeistert.
    Also muss ich unbedingt mal nach Istanbul, wenn du sagst – dass diese Stadt ebenso beeindruckend ist.

    Viele Grüße
    Tanja

  3. Hallo Sina,
    danke, dass Du bei meiner Blogparade mitmachst. Dein schönster Reisemoment ist wirklich außergewöhnlich und ich habe beim Lesen fast schon selbst eine Gänsehaut bekommen.

    Viele Grüße,
    Sabine

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