Für 6 Tage erlebte ich Istanbul. Mit dem wenigsten hätte ich gerechnet. Eine etwas andere Liebesode an die Stadt am Bosporus.
Istanbul ist völlig anders als die meisten Metropolen und Regionen, die ich bislang besucht habe. Viele europäische Städte haben Flair, doch Istanbul hat Kraft. Und das macht den Unterschied.
Istanbul hat die Kraft, dich gefangen zu nehmen und so schnell nicht mehr loszulassen. Mal ist es Angst, mal Erleichterung, oft ist es Ehrfurcht und fast immer ist es die pure Freude. In Istanbul geben sich Gefühle die Klinke in die Hand, wie Ebbe und Flut. Und ab und an schwappen sie übereinander. Ein Versuch, meine Gefühle durch Eindrücke zu beschreiben:
Istanbul erleben mit Angst
Das fühlst du, wenn ein kleiner Bus plötzlich an der Straße hält und Leute im Fahren hineinspringen, du hinterher. Wenn der Bus dann losprescht und während des Fahrens die Tür aufmacht und du dich SEHR STARK festhalten musst. Das passiert, wenn du an Soldaten vorbeigehst, die hinter einem Stacheldraht stehen, mit dem Gewehr am Anschlag, und dich ohne eine Regung fixieren. Und das passiert auch, wenn du von den Krawallen hörst, am Taxim-Platz, wenn es um Tränengas geht, um Verletzte, um tausende Polizisten, die im Einsatz sind. Und du gerade erst angekommen bist und nicht verstehst, wie die falschen Politiker ein tolles Land, eine bezaubernde Stadt, so zerrütten können.
Istanbul erleben mit Erleichterung
Das fühlst du oft, eben wenn der Bus irgendwann an der richtigen Stelle hält und du lachend hinaushüpfst, plötzlich wach durch das Adrenalin in deinem Körper. Und auch, wenn die Soldaten außer Sichtweite sind und du merkst, dass man abseits des Taxim-Platzes nichts zu befürchten hat – und dabei noch Plätze entdeckst, die du sonst vielleicht nie gesehen hättest.
Istanbul erleben mit Ehrfurcht
Das fühlst du immer, wenn du auf einer Fähre stehst, über das Wasser blickst und die Weiten der Stadt vor dir liegen, das nicht enden wollende Häusermeer, umgeben von großen Gewässern, der Bosporus, das goldene Horn, das Marmarameer und das Schwarze Meer.
Und das spürst du, wenn du dich auf die Religion, den Islam, einlässt. Wenn du zum Beispiel im Viertel Sulthanamet die Moscheen besuchst und zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, sich hunderte Männer und Frauen bereit machen für das Gebet, sich an Becken waschen und nach und nach in das Gebäude strömen. Wenn du deine Schuhe ausziehst, dir fast ängstlich ein Kopftuch aufsetzt, der Masse hinterherläufst, in das eindrucksvolle Gebäude und dann doch nicht rein darfst. Du dich dann draußen in das Foyer setzt, den Trubel beobachtest und plötzlich durch die Lautsprecher ein ohrenbetäubendes „Alaaaah“ ertönt, das dir minutenlang Schauer über den Körper jagt – so stark, wie du es vorher vielleicht noch nie erlebt hast.
Istanbul erleben mit Freude
Dieses Gefühl ist wohl das dominierende, wenn du in Istanbul unterwegs bist und keine Scheu hast vor vielen Menschen, Müll auf den Straßen, Verkehrschaos, Smog und wenig Raum zum Durchatmen. Dann spürst du diesen „krassen“ Charme, der von jeder kleinen Ecke ausgeht: Es ist die Gelassenheit der Menschen, die den ganzen Tag in kleinen Imbissen sitzen, ihren Cai trinken (schwarzer Tee in kleinen Gläsern) oder Pide essen.
Es sind die architektonischen Highlights wie die unzähligen, prächtigen Moscheen mit ihren Kuppeln und Türmen, der Galata-Turm oder die teils verrotteten, stuckverzierten Häuschen in Beyoglu.
Es sind die Hügel, die dir immer wieder einen atemberaubenden Blick auf den Bosporus und das goldene Horn gewähren, sodass du ganz verzückt bist und nicht aufhören kannst, nach der nächsten kleinen Straße zu suchen, die dir einen noch schöneren Ausblick ermöglicht. Und es sind eben auch diese Gassen, die engen und steilen Treppen, die Märkte und Essenstände, das Gewimmel in der Stadt, die dir keine Ruhe gönnen und dein Herz zum Klopfen bringen.
Es ist das nächtliche Treiben in Beyoglu, wenn sich junge Leute durch die verwinkelten Straßen schieben und sich das ganze Leben nach draußen verlagert – genau wie auf den Brücken (Angler) und am Bosporusufer (asiatische Seite). Es ist das Zusammenspiel von Natur und Metropole, das Häusermeer namens Istanbul, das wie eine Insel umgeben von Wasser auf zwei Kontinenten liegt.
Und letztlich ganz einfach der Mix, aus Tradition und Moderne, gespickt mit einer faszinierenden Kultur, Religion und Lebensart, die immer wieder überrascht und Gänsehaut bereitet. Und ja, die dich auch irgendwie an Tausendundeine Nacht erinnert.
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Mehr zu Istanbul – Meine Tipps
Hier geht´s zu meinen Istanbul-Tipps, abseits der Touristenpfade.
Buch-Tipps
Reiseführer für Istanbul
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Schmöker für Istanbul
Wer eine Istanbul-Reise plant und sich schonmal gedanklich in die Stadt am Bosporus verlieben will, empfehle ich dieses Buch: Sommer am Bosporus von Wolfgang Schorlau (Kann man natürlich auch während der Reise lesen oder auch – für die Sehnsucht – nach dem Istanbul-Trip, so wie ich.)
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Ich war 2013 zum ersten Mal in Istanbul. Anfang April, ein eisiger Wind wehte, es war sehr kalt, in der Unterkunft tanzte eine Kakerlake im Bad und ich bekam eine dicke Erkältung. Aber: Ich war auf der Stelle verliebt und im nächsten Jahr gleich für 5 Wochen geblieben und seither jedes Jahr (bis auf 2020, dafür in einem anderen Jahr gleich 2x) dort gewesen.
Vielen Dank für Deine schöne Beschreibung Deiner Istanbul-Gefühle.
Hey, das klingt doch toll – Istanbul fand ich auch einfach soooo magisch! Vielen Dank für deine Eindrücke!! LG Sina
Hallo Sina,
nur durch Zufall kamen wir nach Istanbul, über Silvester. Das Wetter war nicht so toll, trotzdem beeindruckte uns diese Stadt zwischen Orient und Okzident. Im Grunde waren wir eine Woche lang auf uns gestellt. Unsere Pauschalreise beinhaltete eigentlich nur eine Stadtrundfahrt, die allerdings sehr notwendig war, um wenigstens einen winzigen Überblick über die riesige Stadt zu bekommen. Ansonsten waren wir allein, zu Fuß, mit Taxi und Wassertaxi unterwegs. Auf diese Weise erschloss uns Istanbuls Zentrum nach und nach. Die Altstadt, die Neustadt und der asiatische Teil, jeder Teil hat sein eigenes Flair. Der Bosporus, das Goldene Horn, alles zusammen ergibt ein unglaublich interessantes Ganzes. Wir haben diese Reise nicht bereut, im Gegenteil.
Hi Jenni, woah das klingt krass. Istanbul hat mich ja in diesen 5 Tagen schon völlig geflasht, wie muss es dann in einer Nacht sein? Ich würde auch immer wieder hinfliegen. Es gibt einfach so viel zu entdecken, und obwohl es so nah ist, hatte ich das Gefühl, in eine ganz neue Welt einzutauchen. Wunderbar! LG Sina
Aloha,
bisher war ich genau eine Nacht in Istanbul…auf dem Rückweg aus Thailand hatten wir Zwischenhalt in Istanbul.
Ein ehemaliger Arbeitskollege, der ursprünglich aus Istanbul kommt hatte uns am flughafen abgeholt 7 uhr abends.
wir sind mit ihm im schnelldurchlauf alle wichtigen punkte abgefahren, sind mitten in der stadt ins neue jahr gestolpert, ja es war Silvester und schwindelig und glücklich mit all diesen Eindrücken sind wir 4 uhr Nachts wieder zum Flughafen zurück gebracht worden.
Gerne möchte ich nochmal länger in diese Atemberaubende Stadt.
Liebe Grüße Jenni von http://www.surfdaplanet.de