Nur vier Stunden von der thailändischen Grenze entfernt liegt die Kleinstadt Hpa-an. Für uns die erste Station auf unserer Myanmar Backpacking Route – und der beste Ort, den ich wir uns zum Ankommen hätten wünschen können. Mein Hpa-an Reisebericht, alle Highlights und authentischen Insidertipps.
Mein Hpa-an Reisebericht
Unser Minibus ließ uns am Galaxy Motel* raus, direkt im Zentrum von Hpa-an. Eine Wand aus Hitze und Luftfeuchtigkeit begrüßte uns, Markttreiben auf der Straße, bunte Häuser. Knatternde Motoren. Ich wich einem Fahrrad aus und rettete mich auf den breiten Bordstein. Vor uns das Motel. Schwarze Fassade, steil, erinnerte mich an Filme aus den 80ern.
Wir gingen rein. Hier ein Refill-Kanister, um Plastik zu sparen, dort eine riesengroße Karte, wo die wenigen Touristen, die kommen, ihre Lieblings-Tipps markierten. Die Rezeptionistin grinste uns stolz an.
Reisepass abgeben, Formular ausfüllen. Dann konnten wir einchecken. Wir traten in ein spartanisch eingerichtetes Zimmer: großes Bett, Klimaanlage, Bad und ein Fenster, das den Blick auf die Stadt freigab. Ich mag diese Einfachheit auf Reisen und fühlte mich sofort wohl.
Unsere Unterkunft in Hpa-an: Galaxy Motel* für ca. 20 Euro die Nacht inklusive Frühstück. Lieber ein paar Tage vorab reservieren. Es gibt nur wenige (günstige) Unterkünfte in Hpa-an und unsere war ausgebucht.
Hpa-an Highlight 1: Der magische Morgen
Jeden Morgen holte ich mir aus dem Frühstücksraum einen Kaffee, stieg die Treppe zur Dachterrasse empor, auf der sich Wäscheleine wie Spinnweben spannten, und ließ den Trubel unten auf den Straßen auf mich wirken.
Mönchskinder in rosa Gewändern schritten hintereinander durch die Gassen, hielten alle paar Meter inne, um sich ihr Essen für den Tag schenken zu lassen. Ein Mann schlug einen Gong, der durch die Luft hallte. Dazwischen: Autohupen, Motoren, dröhnende Musik, Gesprächsfetzen, Lachen.
Ich blickte auf Häuser mit ihren Balkonen, auf Hunde, die den Rollern auswichen, auf Menschen, die ihre Einkäufe transportierten. Auf Staub, Smog, Spitzen von Gold funkelnden Pagoden, einen Uhrenturm, der sich in die Luft reckte und dann den Fluss in nicht allzu weiter Ferne.
Still, majestätisch, umarmt von Karstbergen.
Hpa-an.
Hpa-an Highlight 2: Frühstück auf burmesische Art
Nach meiner Me-Stunde auf der Terrasse und ein paar Yoga-Grüße später, gingen wir zum Frühstück runter, das eins der besten auf unserer Myanmar Backpacking Reise war: frisch gezaubert, typisch burmesisch, jeden Tag etwas anderes und immer viel zu viel.
Mal gab es Kokosnusspancakes, mal Küchlein, auf jeden Fall Samosa, Roti, Früchte, dazu Tee, wenn wir Kaffee bestellten, oder Kaffee, wenn wir Tee bestellten … :-)
Wo? Im Galaxy Motel.
Hpa-an Highlight 3: Auf eigene Faust die Gegend erkunden
Wir mieteten uns einen Roller direkt an der Unterkunft und fuhren durch die Gegend, bestaunten den berühmten Zwe-Kabin-Felsen von unten, fuhren vorbei an Bergen und durch Dörfer und warfen verschwitze Blicke (ab mittags wurde es sehr, sehr heiß) auf den wohl meist fotografiertesten Tempel, die Kyaut Ka Latt Pagoda.
Übrigens war Hpa-an einer der wenigen Orte auf unserer Route, an dem wir uns einen Roller ausleihen konnten. Ansonsten erkundeten wir Myanmar per Fahrrad, zu Fuß oder Tuk-Tuk.
Kosten für den Roller: ca. 8.000 Kyat pro Tag. Internationalen Führerschein nicht vergessen (vorab in Deutschland beantragen).
Orientierung: Die kostenlose App maps.me mit ihren Offline-Karten ist Gold wert.
Highlight 4: Curry essen in Hpa-an
Mittags, als die Sonne auf unsere Köpfe knallte, fuhren wir zurück ins Zentrum von Hpa-an und stoppten am San Ma Tau. Ein großes Restaurant gebaut wie ein Schlauch. Überall begrüßten uns voll besetzte Tische – und kein einziger Tourist.
Hier aßen wir unser erstes typisch burmesisches Curry. Das sind kleine Schüsselchen voll unterschiedlicher Gerichte, z. B. Daal (Linsencurry), gebratenes Gemüse, Kichererbsen, Suppe, dazu Reis und/oder Naan. Wir bestellten „Ta Ta Lo“, vegetarisch. Was übersetzt so viel heißt wie „frei von Leben nehmen“. Hach, Myanmar!
Dann ging ich auf Toilette. Ein Endlosweg durch eine riesige offene Küche, in dem offenes Feuer zischelte. Vorbei an Räumen, die wie Klassenräume wirkten. Mönche kamen mir entgegen, nickten mir freundlich zu, ich nickte zurück und war froh, trotz der Hitze lange Kleidung zu tragen.
Wenige Augenblicke später sackten wir satt von Essen, Eindrücken und Hitze auf unsere Betten – und schliefen tief und fest.
Diese Routine behielten wir den ganzen Urlaub bei: Aufstehen ohne Wecker und trotzdem meist vor sieben (verrückt, ich bin eigentlich ein Langschläfer). Dann, wenn Bock, Yoga und Meditation und ein erstes Käffchen. Üppig Frühstücken. Erkunden bis zum Mittag, Curry essen, ein Power-Nap einlegen. Und dann noch einmal erkunden, vielleicht ein Bierchen, Abendessen, lesen.
Spätestens um zehn fielen mir die Augen zu. Myanmar hat mich trotz (oder vielleicht wegen der Aufregung) sofort entspannt!
Kosten für ein Curry: ca. 3.500-5.000 Kyat (ein Euro sind übrigens 1.700 Kyat, hier umrechnen)
Gesundheit: Magentropfen helfen zu Beginn der Reise, den Magen an die neuen Gewürze zu gewöhnen.
Highlight 5: Tee trinken in Hpa-an
Teestuben gehören zum Alltag Myanmars. An jeder Ecke reihen sich offene Imbisse aneinander, in denen vor allem Männer auf kleinen Höckerchen sitzen und ihren gelbbraunen Milchtee schlürfen, der den ganzen Tag in einer verrußten Kanne auf dem offenen Feuer köchelt.
Besonders abends wird die Teestube zum Treffpunkt für Familien, Jugendliche, Männer. Sie quatschen, spielen auf Smartphones, trinken Tee ohne Ende, dazu ein Naan-Brot, und eine Kippe.
Nach unserem Nachmittagsschlaf tranken auch wir unseren ersten Myanmar Tee im Sunshine Imbiss, ein paar Häuser vom Galaxy Motel entfernt, und wurden fortan süchtig nach diesem pappsüßen, bitteren Geschmack aus Schwarztee und Zuckermilch, an den sich mein Magen erst nach einigen Tagen gewöhnte.
Warum, bloß? :-)
Highlight 6: Mein Café-Tipp (nicht nur für einen guten Zweck, aber auch)
Am Nachmittag fuhren wir am idyllischen See entlang zum „Veranda Café„, eine soziale Einrichtung, in der Jugendliche gefördert werden. Eine Gruppe lernte gemeinsam Englisch, hinter uns wurde am Laptop diskutiert und wir hockten auf gemütlichen Holzstühlen im Garten. Hier hätte ich den ganzen Nachmittag verbringen können. Der Kaffee war supergut, die Säfte und Smoothies auch – und dazu wurde alles plastikfrei serviert. Toll!
Extra-Tipp: Unweit des Cafés, am Ufer des Sees, locken ab späten Nachmittag die Garküchen des Nachtmarktes. Hinweis: Nachts sollte man die Straße, die beim Veranda Café rechts am See entlang führt, meiden.
Mehr Tipps zum nachhaltigeren Reisen haben wir hier zusammengefasst.
Highlight 7: Sonnenuntergang with a view – wandern zum Berg Papu
Gegen 16:15 Uhr machten wir uns auf, zurück zur Unterkunft, tauschten Schlappen gegen Turnschuhe und ließen uns am „Strand“ von Hpa-an mit einem kleinem Holzboot auf die andere Seite des Ufers bringen. Unser Ziel: Sonnenuntergang schauen vom „Hausberg“ Mount Pa Pu (oder Bapu).
Dort angekommen erwartete uns ein anderes Hpa-An (ok, könnte daran liegen, dass es nicht mehr Hpa-An war, sondern Pabu): dicht bewachsen, sandige Wege, Holzhäuser, kein Verkehr, dafür Kinder überall.
„Mingalabar“ (Hallo) hier, ein Winken da, Lachen, überall Lachen.
Mit uns wollten vier weitere Backpacker auf den Berg klettern und wir taten uns zusammen, denn: einen Guide oder ein Schild gab es nicht. Wir erklommen eine Treppe, passierten einen kleinem Tempel, dahinter ein Hof, auf dem sich Mönche tummelten und uns den Weg wiesen. Einfach weiter hoch, sagten sie.
Also krachselten wir über schmale Pfade immer höher und wurden nach wenigen Minuten vom ersten fantastischen Ausblick überrumpelt:
Karstberge, der Fluss, Hpa-an, Wälder, Felder, Zementfabriken, die dichten Staub in die Atmosphäre bliesen – der über ganz Myanmar liegen sollte, wie wir noch herausfanden – und die Sonne, die alles in ein rosa Licht tauchte.
Irgendwann wurde der Aufstieg steiler. Wir mussten klettern und ich bekam Angst. Früher hätte ich mich gezwungen, weiter zu gehen, nicht aufzugeben, mitzumachen. Mittlerweile atme ich tief ein, höre auf mein Bauchgefühl und sage: „ich bleib hier“ – und bleibe wirklich, ganz ohne schlechtes Gewissen.
Genau das tat ich auch an diesem Tag. Ich setzte mich auf ein Plateau, das mir einen atemberaubenden Weitblick auf die Landschaft ermöglichte. Die Sonne war bereits tiefrot, der Himmel pink und ich einfach glücklich.
Wenige Minuten später kam mein Partner völlig verschwitzt auf mich zu. „Wir können doch nicht den ersten Sonnenuntergang ohne einander verbringen“, sagte er. Und fügte dann hinzu: „Du hattest Recht, der Aufstieg war sehr gefährlich, ich hätte gleich hier bleiben sollen.“ Und so saßen wir da, nur zu zweit und sahen den Tag hinter den Bergen verschwinden.
Also mein Tipp: nicht bis nach oben klettern, wo eine morsche Leiter aus Bambus als „Hilfe“ dient, sondern einfach dort bleiben, wo du dich sicher fühlst.
Kosten Boot: ca. 500-1.000 Kyat pro Fahrt
Im Anschluss aßen wir im „Khit Thit“ gebratenes Gemüse, teilten uns ein Bierchen und gingen früh schlafen. Denn am nächsten Morgen ging´s weiter auf unserer Myanmar Backpacking Route: Mawlamyaing stand auf dem Plan.
→Gleich weiterlesen: Mawlamyaing – Sehenswürdigkeiten, die mich wirklich begeistert haben
Alle Backpacking-Tipps für Hpa-an auf einen Blick
Wie lang bleiben?
Meine Empfehlung: mindestens zwei Nächte. Wenn man den Zwe-Kabin-Felsen besteigen will, lieber länger.
Anreise: Wie komme ich nach Hpa-an?
Wir sind von Thailand aus über Land nach Myanmar eingereist. An der Grenze Myawaddy haben wir einen Minibus genommen und zahlten für die vierstündige Fahrt knapp 12.000 Kyat. Das Ticket kauften wir an einem kleinen Schalter, ein paar Meter von der Grenze entfernt. Meist wird man eh von jemandem angesprochen, der einem hilft. Direkt an der Grenze gab es einen ATM, an dem wir Bargeld abheben konnten. Ein paar Dollars im Gepäck schaden aber trotzdem nicht.
Geld abheben in Hpa-an
Ein ATM befindet sich im Zentrum. Wir konnten mit unserer DKB-Kreditkarte* kostenlos Geld abheben (wichtig: dafür muss man Neu- oder Aktivkunde sein).
Weiterfahrt ab Hpa-an
Wir sind mit dem Boot in den Süden nach Mawlamyaing gefahren. Dauer: ca. 4 Stunden. Im Nachhinein würde ich aber eher den Bus nehmen – der braucht nur 1,5 Stunden und die Bootsfahrt selbst war unspekaktulär und unkomfortabel; und man sitzt auf der Backpacking-Route noch genug. ^^
Das Ticket besorgte uns die Gastgeber.
Meine Buchtipps für deine Myanmar Reise
Reiseführer-Tipp: Stefan Loose Reiseführer*
Ein umfassendes Werk, das mir bei der ersten Planung sehr geholfen hat. Ich habe den Reiseführer vor allem genutzt, um mich mit Kultur und Religion Myanmars vertraut zu machen, die Route zu recherchieren und vor Ort zu schauen, welche Ausflüge man machen kann und wie wir von A nach B kommen.
An einem Wochenende durchgestöbert. Bueno!
Der Schmöker: Herzenhören von Jan-Philipp Sendker*
Während mich die ersten Seiten noch etwas kalt gelassen haben, ließen mich die folgenden Kapitel des Buches nicht mehr los:
Eine großartige Liebesgeschichte mit einer so authentischen und kraftvollen Bildsprache, die zu keinem Zeitpunkt kitschig wurde, sondern mich tief in die burmesische Geschichte gesaugt und erst nach hunderten Seiten mit vielen Tränen leichter wieder ausgespuckt hat. WOW!
Verhaltenstipps – Kultur respektieren
Myanmar ist ein buddhistisches Land, fast 90 Prozent der Menschen bekennen sich zum Buddhismus. Buddha ist heilig, Mönche genießen hohes Ansehen. Außerdem tragen alle Männer und Frauen lange Kleidung. Daran orientierten auch wir uns und trugen luftige Kleidung, die unsere Beine und Schultern bedeckten. Nur oben auf dem Berg nahm ich meinen Sarong ab, weil hier niemand war, der uns sehen konnte.
Mehr Tipps: Myanmar individuell bereisen – 15 Tipps
Noch ein Wort zum Ankommen auf Reisen
Wenige Stunden nachdem wir Hpa-an erreicht hatten, kam der kurze Schock. Der Moment, in dem all das Neue auf mich einprasselte. Der Moment, der mich immer an neuen Orten ereilt.
Wir schlenderten in der Abenddämmerung durchs Zentrum, ab ans Ufer. Dünne, verletzte Hunde begegneten uns, noch dünnere Menschen. Am Strand häufte sich der Müll, Smog brannte mir in den Augen. Technomusik hämmerte, ein Rummel fand unweit der prächtigen Pagode statt. Überall saßen Menschen auf kleinen Höckern an Straßenküchen und häuften sich undefinierbares Fleisch auf ihre Teller.
Ich sah grelle Farben, pinke Kuscheltiere, bunte Autoscooter, kreischende Kinder im Karussell. Meine Sinne explodierten.
Ich ging zurück ins Motel. Licht aus, atmen.
Dann trat ich hinaus – und wusste: Ich möchte den Menschen etwas zurückgeben, dafür, dass ich durch ihr Land reisen darf. Deshalb diese Artikel, deshalb Tipps für lokale Unternehmen, deshalb Tipp für (möglichst) nachhaltiges Reisen. Ich freue mich unglaublich, wenn ich euch ein wenig inspirieren kann.
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Wow, atemberaubende Fotos. Klingt nach einer tollen und traumhaften Reise. Auch die Foodfotografie finde ich sehr gut gelungen – Weiter so! ;)