Myanmar ist bekannt für seine Wanderrouten. Vor allem in Hsipaw und Kalaw werden täglich Trekking-Touren angeboten. Wir aber wanderten fernab von jeglichen Touristen durch die Berge von Kyaukme. Ein Reisebericht von den intensivsten Tagen unserer Reise – und ein kleiner Geheimtipp, wenn es um Trekking Myanmar geht.
Kyaukme – Trekking Myanmar: Tipps auf einen Blick
- Wie lange bleiben? 3 Nächte, jeweils eine im Ort bei An- und Abreise sowie eine Nacht beim Trekking.
- Anreise: Mit dem Zug ab Pyin Oo Lwin in 5 Stunden über das berühmte Gokteik Viadukt (Ticket einen Tag vorab nachmittags am Bahnhof kaufen) – schneller geht´s mit dem Minibus in ca. 2 Stunden.
- Wetter in Kyaukme: Wir waren Mitte Februar in Kyaukme – tagsüber war es frühsommerlich warm, nachts wurde es kalt. Lange Kleidung mitnehmen!
- Unsere Unterkunft in Kyaukme: One Love Hotel – nicht online buchbar (hat unser Guide Thura für uns übernommen). Generell ist Kyaukme noch sehr untouristisch, es gibt nur 2 oder 3 Unterkünfte, die allesamt etwas zu teuer sind für ihren Standard. Unser Zimmer kostete uns 30 Dollar die Nacht – das Frühstücksbuffet war inklusive und sehr, sehr gut!
- Wandertour buchen: Trekking mit Thura – per Mail buchen. Thura bietet verschiedene Touren an, die man ganz individuell mit ihm besprechen kann. Kosten: ca. 30 Dollar pro Tag inkl. allem, also auch Transport (wir sind mit Motorrädern gefahren), Übernachtung im Bergdorf und Essen/Getränke.
- Leckeres vegetarisches Essen: In Kyaukme selbst haben wir im Zentrum gebratenes Gemüse und Roti gegessen und Tee getrunken. Das war lecker – aber nichts gegen das Essen während der Trekking-Tour. Frisch vom Feld, echte Hausmannskost. WOW! Hinweis: Falls ihr auch Vegetarier seid, informiert Thura am besten vorab.
- Weiterfahrt: Mit dem Minivan fuhren wir morgens gegen zehn Uhr weiter zum Inle-See. Dauer: 8 Stunden inkl. Mittagspause am Restaurant. Leider ist die Fahrt mit dem Minibus etwas unbequem, doch wir wollten nicht die 14-stündige Nachtfahrt im großen Bus auf uns nehmen. Am Ende war die Fahrt zwar schlauchend, aber auszuhalten – und der Ausblick auf die Landschaft absolut malerisch. Das Ticket besorgte unser Trekking-Guide Thura mit uns. Kosten: ca. 15.000 Kyat pro Person.
Trekking Myanmar Reisebericht von unseren Tagen in Kyaukme
Ab Pyin U Lwin fährt ein Zug fünf Stunden lang durch die Berge bis ins kleine Örtchen Kyaukme. Ich liebe Zugfahren und freute mich wie Bolle auf die Fahrt. Im touristisch noch ziemlich unerschlossenen Kyaukme wollten wir eine zweitägige Trekkingtour ins Hochland unternehmen und hatten uns vorher via E-Mail bei Thura eingebucht.
Anfahrt – die Zugfahrt über das Gokteik Viadukt
Früh morgens stiegen wir in den Zug. Die Fenster waren weit geöffnet, ein paar Mönchskinder kamen über die Schienen gelaufen, mit großen Töpfen in der Hand, bereit, sich das Essen für den Tag spenden zu lassen.
Am Bahnsteig balancierten Frauen Wegproviant auf ihren Köpfen, Nüsse, Chips, Reis. Essen, das an die Reisenden verkauften und ins Abteil reichten.
Dann fuhren wir los, ratter, ratter, ruckel, ruckel. Der kalte Morgenwind blies mir ins Gesicht. Ich fröstelte und zog mir all meine Pullis, Socken und Decken über. So richtig hatte ich mich immer noch nicht an das kühle Klima gewöhnt und freute mich insgeheim schon wieder auf Tropenwetter.^^
Wir fuhren durch Dörfer, in denen uns jedes – und damit meine ich wirklich jedes – Kind strahlend zuwinkte, passierten Wiesen mit lila Blumen, üppig bewachsene Felder und irgendwann tauchten die Berge auf und mit ihnen das Gokteik Viadukt, das wir schon von weitem sahen.
Eine Brücke aus Stahl, die zwei Berge verband. Darunter? Nichts.
Um ehrlich zu sein: Ich wusste nicht, dass wir wirklich über diese Brücke fahren würden. Ich dachte, man würde die Brücke auf der Fahrt sehen. Ähm, ja.
Als mir klar wurde, dass wir natürlich direkt über die schmalen, über 100 Meter hohen Stahlträger rattern würde, zog ich mir die Decke über den Kopf und versuchte, nicht panisch zu werden.
Alle anderen huschten aufgeregt durch die Gänge, suchten sich einen Platz, an dem sie den Abgrund möglichst gut sehen konnte, hängten sich aus Türen und Fenstern und ich dachte: Mannomann, bin ich ein Schisser!
Also hob ich vorsichtig die Decke, schaute in Bennets schmunzelndes und aufgeregtes Gesicht, und lugte auch mal raus: Wasserfälle am Hang, ein türkiser Fluss weit unten, sonst nur Berge und Bäume.
Da vergaß ich doch glatt, Angst zu haben.
Nach knapp fünf Stunden waren wir da, die einzigen Touristen, die in Kyaukme ausstiegen. Die meisten fuhren weider ins Backpacker-Örtchen Hsipaw.
Ankommen in Kyaukme
In Kyaukme selbst haben wir nicht viel unternommen. Wir aßen in einem Imbiss, legten uns aufs Ohr und erklommen am Abend einen kleinen Hügel, um die Sonne untergehen zu sehen. Auch hier war wieder der Rauch sichtbar, der vor allem durch Brandrodung, Müllverbrennung und Abgase entsteht und besonders in den Monaten Februar bis April in der Luft wabert.
Geheimtipp Myanmar: Trekking mit Thura
Dann kam das eigentliche Highlight, im Grunde das der ganzen Myanmar-Reise. Unsere Trekkingtour mit Thura. Meine allererste Trekking-Erfahrung. Und deshalb muss ich – bevor ich unserer Erlebnisse schildere – sagen, dass die Tour für erprobte Trekker vielleicht zu lasch ist.
Zwei bis drei Stunden pro Tag wanderten wir die steilen Berghänge rauf und runter. Den Rest der Zeit fuhren wir mit dem Motorrad auf Schotterstraßen (ich hinten drauf), besuchten Dörfer, kehrten bei Freunden von Thura ein, tranken Tee, viel Tee, aßen beste Hausmannskost und kippten abends am Feuer zwei Gläser Reiswein.
Das Wein im „Reiswein“ ist übrigens irreführend – Schnaps wäre treffender. Den kauften wir auf dem Weg bei einem lokalen Hersteller, schauten zu, wie der Reiswein per Hand produziert und in Holzfässern gelagert wurde. Fürs Abendbrot orderten wir gleich noch einen fermentierten Salat aus Senfblättern dazu – und unsere Bohnen fürs Curry holten wir direkt vom Feld.
Bei dieser Tour ging es nicht nur ums Wandern, sondern auch darum, das Dorfleben kennen zu lernen, die verschiedenen Kulturen, die hier auf engstem Raum zusammen leben. Und genau das war es, was diesen Trip für mich so besonders gemacht hat.
Das Trekking war langsam, genüsslich. Echt. Und dann kam das Tüpfelchen auf dem I.
Wer mehr wandern möchte, kann sicherlich mit Thura sprechen. Das Schöne an dieser Trekking-Tour ist nämlich auch: Sie ist individuell, sie ist persönlich, es gibt keinen vorgefertigten Plan.Wir waren nur zu dritt, Thura nahm sich viel Zeit für uns und ging auf unsere Wünsche ein.
Die Übernachtung im Dorf – mein Tagebucheintrag
„Ich kann nicht viel mehr sagen, als mein Herz ist so, so erfüllt!! Wir waren wandern in den Bergen, haben bei einer Familie in einem Bergdorf geschlafen, auf dem Boden in der Küche, in der ein kleines Feuer brannte und ihnen als Herd diente.
Hier gab es weder Internet oder Handys oder Fernseher oder heißes Wasser – jedenfalls in den Haushalten, die wir besucht haben. Hier leben die Menschen gemeinsam zwischen Teebüschen und Gärten und Ausblicken, die vollkommen unwirklich sind. Die gehen nämlich auf das Grün des Dschungels und einen Himmel, der nachts vor Sternen funkelt.
Die Häuser sind einfach, dunkle Holzbretter, die Toilette ein Plumpsklo aus Wellblech, das draußen im Garten steht und nur über wackelige Steine zu erreichen ist (was nachts eine heikle Angelegenheit ist, besonders wenn man von den Sternen abgelenkt ist).
In diesem Dorf haben wir die restlichen Trikots und Shampoos verschenkt, die wir aus Deutschland mitgenommen hatten. Sie gingen an die Kinder und Jugendlichen, die uns so gastfreundlich aufnahmen, an die Menschen, bei denen wir schlafen durften und die uns an ihrem Alltag teilhaben ließen – und uns zum Dank eine Tüte frischen Tee schenkten.
An die Menschen, die uns so tolles Essen zauberten. Die ab morgens um vier am Altar beteten und uns am Nachmittag zu einer traditionellen Shan-Hochzeit mitnahmen.
Danke Thura, dass ich diese Menschen und diesen Ort kennen lernen durfte.“
Trekking Myanmar – noch ein paar Hinweise & Verhaltenstipps
Wir waren die einzigen Touristen in dem Dorf. Die Menschen sind daher verständlicherweise erst einmal zurückhaltend. Nachdem wir mit den Kindern gespielt, uns für die Kultur interessiert (lange Kleidung tragen!) und beim Kochen geholfen hatten, sind wir uns näher gekommen und saßen am nächsten Morgen alle zusammen, haben gelacht und versucht, uns zu unterhalten. Ein absolut wunderbarer Tag, den ich niemals vergessen werde.
Geschlafen wurde auf dem Boden in der Küche. Die Familie breitete Matten für uns aus und wir bekamen dicke Decken und Kissen. Trotz der Kühle der Nacht habe ich nicht gefroren.
Allerdings habe ich zwei dicke Pullis getragen, über meine Leggins eine Jogginghose und dicke Socken hatte ich auch dabei. Geschlafen habe ich trotzdem relativ wenig. Der Boden war hart, der Rauch des Feuers lag noch in der Luft und ich war sehr aufgeregt, freute mich auf den nächsten Tag.
Ohropax sind sehr wichtig. Morgens um 4 Uhr ist die Oma des Hauses aufgestanden, hat gebetet und das Frühstück vorbereitet – in dem Raum, in dem wir geschlafen haben.
Auch wichtig: Toilettenpapier!
Kleine Geschenke sind herzlich willkommen, z. B. Kleidung und Spielsachen. Am besten Thura fragen, was dringend benötigt wird. Wer Trikots sammeln möchte, kann sich gern an uns wenden: tfdw.de.
Mehr in meiner Myanmar Packliste: Unterwegs mit Handgepäck
Meine Myanmar Buchtipps
Reiseführer-Tipp: Stefan Loose Reiseführer*
Ein umfassendes Werk, das mir bei der ersten Planung sehr geholfen hat. Ich habe den Reiseführer vor allem genutzt, um mich mit Kultur und Religion Myanmars vertraut zu machen, die Route zu recherchieren und vor Ort zu schauen, welche Ausflüge man machen kann und wie wir von A nach B kommen.
An einem Wochenende durchgestöbert. Bueno!
Der Schmöker: Herzenhören von Jan-Philipp Sendker*
Während mich die ersten Seiten noch etwas kalt gelassen haben, ließen mich die folgenden Kapitel des Buches nicht mehr los:
Eine großartige Liebesgeschichte mit einer so authentischen und kraftvollen Bildsprache, die zu keinem Zeitpunkt kitschig wurde, sondern mich tief in die burmesische Geschichte gesaugt und erst nach hunderten Seiten mit vielen Tränen leichter wieder ausgespuckt hat. WOW!
Hat dir mein Trekking Myanmar Reisebericht gefallen?
Gern beantworte ich deine Fragen unten in den Kommentaren – und bin gespannt auf dein Feedback, deine Tipps, deine Anregungen. Hab eine wundervolle Reise.
Alles Liebe, Sina
Komm mit auf meine Myanmar Rundreise:
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